Krautrock & Super Rock AG
Title:
Krautrock
Format: 3LP
Company: Brain Records / Metronome
Ordering Number: 3/1046
Matrix Numbers: 0664444 S1 st-3/1046-1A
/ 0664444 S2 st-3/1046-1B
0664445 S3 st-3/1046-2A / 0664445 S4
st-3/1046-2B
0664446 S52 st-3/1046-3A / 0664446
S6 st-3/1046-3B
Country: Germany
Year: 1974
Title:
Super Rock AG - Rock aus Deutschland
Format: 3LP-Box
Company: Govi / Metronome
Ordering Number: 0900.002-3
Matrix Numbers: 0900 002=3 S1 320 /
0900 002=3 S2 320
0900 002=3 S3 320 / 0900 002=3 S4
320
0900 002=3 S5 320 / 0900 002=3 S6
320
Country: Germany
Year: 1974
Side 1:
-
Neu Hallogallo 10:02
-
Guru Guru Der Elektrolurch 9:46
Side 2:
-
Harmonia Dino 3:30
-
Cluster Im Süden 12:50
-
Yatha Sidhra A Meditation Mass, Part 3
8:00
Side 3:
-
Jane Daytime 8:02
-
Grobschnitt Symphony 12:00
-
Novalis Inside Of Me (Inside Of You)
5:06
Side 4:
-
Lava Tears Are Goin' Home 4:25
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Scorpions It All Depends 3:26
-
Creative Rock Natron 6:17
-
Sperrmüll Pat Casey 3:13
-
Curly Curve Queen Of Spades
5:01
Side 5:
-
Emergency Get Out To The Country
12:00
-
Thirty Moon Big City 8:35
Side 6:
-
Embryo A Place To Go 4:25
-
Kollektiv Gageg 5:05
-
Wolfgang Dauner Group Jive Samba
7:25
Liner Notes:
"Hallo (!)...
...gallo", das sind eingefangene zehn Minuten einer Sternstunde. So
macht dieser Mammut-Sampler schon nach wenigen Takten klar, daß sich
der Rock aus der Bundesrepublik von dem anglo-amerikanischen Rock längst
nicht mehr zu ducken braucht. Vor allem dann nicht, wenn die deutschen
Musiker gar nicht erst versuchen, wie ihre ruhmhaften Kollegen aus den
USA und England zu klingen. - Zu diesen Vertretern eines neuen und unabhängigen
Selbstbewustseins zählte auch das Düsseldorfer Duo NEU. Klaus
Dinger und Michael Rother (beide ehemals in der Kraftwerk) haben ihre Wurzeln
nicht auf den Baumwollfeldern der US-Südstaaten. Und sie tun auch
gar nicht so. Diese beiden Multiinstrumentalisten spielen originäre
Musik des modernen Industriezeitalters: Maschinelle, ebenmäßige
Metrik, elektronische Klänge feinster Nuancierung, die wie aus dem
Nichts auftauchen, sich in geschmeidigen Melodielinien durch das Rhythmusgeflecht
fädeln und in den Tiefen der Stereokanäle entschwinden. Keine
aufdringliche Koketterie mit moderner innerer Zerissenheit, sondern die
einladende Lust an einer kühlen, betörenden Ekstase.
Mit dem "Elektrolurch" stellt sich die lockerste
Figur der deutschen Rockszene vor. Weit und breit ohne Konkurrenz.Wenn
man der deutschen Rockmusik einen Vorwurf machen kann, dann den, daß
sie sich zu ernst nimmt. Auf einen trifft das gewiß nicht zu, auf
Mani Neumeier, den "weißen Neger" am Schlagzeug der Guru Guru, auf
den "falschen Schweizer" aus dem Odenwald. Die Musik kündigt ihn an,
tapsig und tänzelnd. Mit einer üppigen Kappe aus grünem
Schaumgummi, mit wippenden bunten Glühbirnchen daran, als sei er soeben
dem Farngestrüpp eines wundersamen Märchenwaldes entsprungen.
Der Gnom zwitschert auf seiner Glissando-Flöte und richtet ..."Gestatten?"
...an sich und seine beiden Mitstreiter ein paar stereotype Interviewfragen,
z. B. "Warum macht ihr eigentlich Musik?" Nur schwer ist die Antwort von
Gitarrist Ax Genrich zu verstehen: "Etwas Besseres als den Tod können
wir allemal finden." Etwas besseres als ein Angestellten-Dasein hinter
dem Schreibtisch offenbar auch. (Musik muß zuerst mal Spaß
machen.) Und zum Ausklang zischen sie, allen voran Ax, in einen Höhenflug
fülliger, fächerförmig aneinandergereihter Gitarrenklänge
ab. Viel zu kurz ist dieser Abschied!
1/2 x NEU + 1 x Cluster = Harmonia. Michael Rother
hat die NEU letztes Jahr verlassen und sich den beiden Elektronik-Spezies
Dieter Moebius und Achim Roedelius im Weserbergland angeschlossen. Anfang
'74 erschien ein ausgereiftes Debut-Album dieser drei. Die Rhythmusmaschine
schnalzt wie eine hochvoltige Elektro-Peitsche in regelmäßigen
Entladungen. Dazwischen malen elektrisch verfremdete Saiteninstrumente,
Orgeln und Generatoren ein kräftiges, stimmungsvolles Klanggemisch.
Wie die Cluster zu zweit geklungen hat, läßt
sich danach ausgiebig anhören. Knappe 13 Minuten "Im Süden".
Ein Auszug aus dem zweiten Album des Elektronik-Duos, "Cluster II". Was
sich da breit, volumiös und träge heranwälzt, tönt
wie das elektronische Klanggemälde zu einem Zeitlupenfilm der Schöpfung.
Die elektronische Klangwerkstatt vom Ringmodulator bis zur Echomaschine
wird absolut eigenartig genutzt. Eben nicht Gehabtes auf Elektronik getrimmt!
Eine ungeheuere Ruhe und Dichte und Weite, die sich hier ausbreiten. Sphären-,
Milchstraßen- und Lichtjahre-Musik, wie sie sich z. B. Englands Pink
Floyd erträumt haben mag, aber nie so konsequent verwirklicht hat.
Yatha Sidhra kommt aus Freiburg und hieß früher
Brontosaurus. "A Meditation Mass" ist eine reichliche Kostprobe aus ihrem
gleichnamigen Debut-Werk, produziert von Deutschlands Pionier-Rockern Achim
Reichel und Frank Dostal. Viel verfremdete, schillernde E-Gitarre und friedliche
Flöte in einem großen dynamischen Spannungsbogen.
Die Jane aus Hannover, bisher drei Alben, haben
sich bereits international etabliert. In Harmonik und Rhythmik sehr bluesig
bauen sie in "Daytime", von ihrer ersten LP "Together", eine melancholische
Stimmung auf. Frei und komplex in der Formgebung.
Alles andere als ein grobes, ungehauenes Machwerk
liefert die Grobschnitt aus Hagen mit ihrer "Symphonie". Vor allem im Eröffnungsteil
("Modulation") erklingt rhythmische, fesselnde Feinarbeit. Insgesamt ein
Beispiel sogenanntem Klassik-Rock.
Das Rock lyrisch und romantisch sein kann und deshalb
nicht gleich auf ländliche Akustik zurückgreifen muß, das
demonstriert die Novalis aus Hamburg. "Inside Of Me" ist ein Stillleben
in satten Klangfarben, mit kräftigem, rhythmischen "Pinselstrich"
gezogen.
Die Lava aus Berlin musiziert derb, kraftvoll und
mit notorischer Eindringlichkeit. Hämmernd und eindringlich wie die
englische Hawkwind. "Tears Are Going Home" hat eien mächtigen Raumklang
und eine mitreißende Fahrt. Leider ist diese Band nur sehr selten
live zu hören.
Die Scorpions haben sich in jahrelanger Arbeit den
Ruf als eine stählerne Heavy-Rock-Gruppe eingehandelt. Ihr schmerzlichster
Abgang war zugleich eine heiße Empfehlung: die englische UFO holte
sich den jungen Scorpions-Gitarristen Michael Schenker. "It All Depends"
vom "Lonesome Crow"-Album befriedigt jeden Hard-Rock-Fan.
Sieben, zum Teil jazz-erprobte Ostwestfalen machen
glatt den besten Jazz-Rock-Bands wie Chicago und Blood, Sweat & Tears
Konkurrenz. Ihr Name: Creative Rock. Ihre erste LP: "Gorilla". Beispiel:
"Natron". Größte Trümpfe: Vielfalt und sicheres Können.
"Sperrmüll" am Niederrhein. Heavy und bluesig.
Drei aus dem Quartett besuchen die Musikhochschule. Doch setzten sie sich
nicht aufs hohe Roß. Ihre Musik kommt den Hörern entgegen und
geht in die Beine. Ihre Zukunft sehen sie "zwischen Yes, Amon Düül
und King Crimson".
Es gibt zwei großartige Entdeckungen des letzten
Jahres: Thirsty Moon und Curly Curve aus Berlin. Die Berliner Band gibt
es in leicht veränderter Besetzung schon seit Jahren.Und von Baßmann
Kurt Herkenberg weiß man, daß er mit Jimmy Page gejammt hat.
Ihre lange fällige Erstlings-LP "Curly Curve" hat internationale Spitzenqualität.
"Queen Of Spades" ist ein Fünf-Minuten-Zeugnis daraus. Der schwappende,
zwischen den Kanälen hin- und hertorkelnde Jet-Sound und das beharrliche,
hypnotische Schlagzeug, elektronisch verfremdet, erzeugen eine eigenwillige
Faszination.
Und noch einmal gekonnter Jazzrock, ohne Blech:
die Emergency. Diese nach der Hair-Aufführung entstandene Band hat
sich nach einer Reihe Umbesetzungen gefangen. Dank des entschlossenen Saxophonisten
Hanus Berka aus Prag. (Die Emergency ist sicherlich die internationalste
Band des Landes. Neben dem Mann aus Prag ein Pole am Baß und neuerdings
ein Amerikaner am Schlagzeug.) In Peter Bischof verfügt sie über
den wahrscheinlich besten Sänger des German Rock.
Den Namen "Thirsty Moon" sollte man sich einprägen,
wenn man den internationalen Standard des deutschen Rock belegen will.
Aus dem Debut-Album der Bremer Band ragt "Big City" heraus. Großstadtgeräusche
und hinreißende Perkussion leiten den 9-Minuten-Titel ein. Eine Rhythmusgruppe,
wie man sie in Äquatornähe und weiter südlich vermuten würde,
aber nicht im kühlen Norden. Eingfachheit, Dichte und eine starke
Atmosphäre zeichnen die vielen guten Stücke ihrer zwei Alben
aus. Alle Soli bleiben eng in die Gruppenmusik eingebettet.
Zu den unverwüstlichen Top-Gruppen des Landes
zählt nach wie vor die Münchener Embryo. Nie zu sagen, in welcher
Besetzung sie antritt. Nur einer ist stets gewiss: Christian Burchard -
Schlagzeug, Vibraphon, Marimba. Hier spielen sie mit Dave King (Baß),
zur Zeit wieder fest dabei, Edgar Hoffmann (Saxophon, Geige), Siegfried
Schwab (Gitarre, Saiteninstrumente), Jimmy Jackson (Orgel) und ihrem Freund,
dem US-Pianisten Mal Waldron. "A Place To Go" stammt aus ihrer Session-LP
"Rocksession". Wie so oft erzeugt die Embryo auch diesmal ein orientalisches
Flair.
Aus Krefeld kommt die erstklassige Kollektiv. Die
Band bringt ihre poppigen und jazzigen Neigungen gekonnt unter einen Hut.
"Gageg" von ihrer Debut-LP "Kollektiv" ist entspannt und von einschmeichelnder
Schönheit. Mit so ziemlich den sensibelsten Flötentönen
aus deutschen Landen.
Zum Schluß noch einmal ein rhythmischer und
virtuoser Aufwind: die Wolfgang Dauner Group mit "Jive Samba". Klanglich
enorm kontrastreich, trockener Konzertflügel und eine verfremdete
E-Gitarre, die eher wie ein unwirkliches gestopftes Saxophon klingt und
anderes mehr.
Die Vielfältigkeit und Qualität des Rock
in Deutschland sind enorm. Es ist schön zu sehen, daß sich diese
Wertschätzung inzwischen bei vielen Rock-Freunden des Landes breitgemacht
hat. Diese Zeilen wurden geschrieben, als sich zu Festivals mit allein
deutschen Gruppen die größten Hallen des Landes zu füllen
begonnen hatten.
Februar 1974, Winfried Trenkler
Notes & Comments:
This Brain Records sampler includes only artists which were contracted
with them at that time. The name "Krautrock" is taken a little bit too
loose, since some of the artists included here do not (better: have not)
played Krautrock at all. The Scorps were more or less "Deutschrock" (German
Rock) in the early days, and Wolfgang Dauner is a german piano player from
the Jazz circles, who played Jazz and Jazzrock with many famous artists
around the world. Even Grobschnitt didn't consider themself Krautrockers.
The original name was probably choosen for the international market, where
everything coming from Germany was "krauty".
The rerelease, Super Rock AG, is a 3LP box especially made for the german
record chain store GOVI (out of business since the early eighties, IIRC),
and probably only sold in their stores. There's no ordering number on the
box itself, only the records have a Metronome specific number. The box-set
does not include the liner notes from the original Brain Records release,
nor the newspaper articles of the various bands from music mags.
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Created: 09.01.2001 Last update:
11.01.2001
The big note: Like most of you I, too, have
a regular life and have to go to work each day, so do not expect updates
on a daily basis, nor a prompt reply to e-mails. Just give me a little
bit of time. And then there's always the question of violation of copyrights.
If you think that my pages contain material which I'm not allowed to include
because of its protected status, please drop me an e-mail,
and I will remove the doubtful parts. On the other hand I regard all material
within my pages as protected by copyright laws, too, so please ask before
you steal. I'm sure we can work something out.